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Sonntag, 16. November 2008
wien: es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist

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Lesen Sie heute am heiligen Sonntag

aus dem Tomte Tourtagebuch Die Schönheit der Chance einen Ausschnitt aus München passend zum heutigen Konzert in der Tonhalle. Erfahren Sie alles über Mehmet Scholl und die Fuchtel von Dieter Bohlen:


S.83
München 09.10.03
Vier Sterne Hotel Maritim am Bahnhof. Ziemlich großer Klotz. Wir sind früh dran und ich nutze die Zeit, fahre mit der Badehose unterm Arm mit dem Aufzug ganz nach oben, da soll es einen Pool geben.

Außer mir duscht kein Mensch in den seltsamen, nachträglich eingebauten, 70er Jahre Plastikkabinen, die den Charme von Dixi-Klos damals schon vorweg genommen haben und bis heute überleben konnten.
Bevor ich ein paar Bahnen in dem 10-Meter-Becken ziehe, stehe ich, badebehost, an der Panoramascheibe und glotze in die Altbauwohnungen gegenüber.
Die Menschen, die dort wohnen, lassen sich das offensichtlich gefallen. Wahrscheinlich wissen sie, dass ohnehin höchst selten jemand das Schwimmbad benutzt.

In München heißt das Veranstaltungszentrum ein wenig irritierend ›backstage‹. Das ist etwa so, als ob der neue BMW-Kombi ›Kofferraum‹ hieße. Oder vielleicht ›Ladefläche‹, aber egal.
Während die Bühne im ›backstage‹ in einer ganz gewöhnlichen Halle steht, ist der Backstage Bereich im ›backstage‹ aus aufeinander gestapelten Containern konstruiert.

Herrliche Neonlicht-Heimeligkeit empfängt uns, dazu Sperrmüllsofas und der obligatorische Getränkekühlschrank, der in der Ecke steht und brummt.

[…]
Kurz darauf bin ich selbst dann doch überrascht, weil Mehmet vor mir steht und zwei Tomte-T-Shirts kaufen möchte.

Blickt man auf die letzten 15 Jahre zurück, muss man zugestehen, dass Mehmet Scholl der einzige sympathische Spieler des ungeliebten FC Bayern ist. Ich gebe zu, dass ich schon immer die unvergleichliche Angewohnheit mochte, dass er seine etwas zu langen Trikotärmel bis über die Knöchel der Hände zieht und mit nur scheinbar krampfenden Fingern festhält. Um in dieser Pose über den Platz zu flitzen – wenn das Wetter denn langärmelige Trikots empfiehlt.

Jetzt, wo er vor mir steht, in T-Shirt und Sporthose, kann ich es mir nicht verkneifen, spontan große Fresse zu riskieren: »Welche Größe brauchst du denn? XL?« Ein leicht schiefes Grinsen kommt zurück von Bayerns dienstältestem Spieler.
»Hey, war ein Witz, Größe M müsste richtig sein für dich. Die fallen aber groß aus, hier schau mal.«
Mit der Zeit habe ich gelernt für die Kundschaft die richtige Größe mit einem kurzen Blick auf den Oberkörper auszuwählen. Erschwerend bei unserer Kollektion kommt hinzu, dass die Hemden alle sehr groß ausfallen und so mancher schmale Jüngling schnell überzeugt ist, dass er mit M besser bedient ist, als mit großspurig verlangtem XL. »Du willst doch da drin nicht zelten, oder, Junge?«

Ein bisschen salopper im Ton kann man bei der Beratung sein, ansonsten stelle ich mir vor, genauso gut beraten zu müssen, wie es die Verkäufer in der Herrenoberbekleidung bei Peek & Cloppenburg, oder bei Ansons, immer so herrlich oldschoolig tun.

Neben den zwei Shirts und dem Augenzwinkern für Mehmet gehen heute über sechzig weitere Hemden über den Tresen, absoluter Tour-Rekord.
Das Publikum dreht beim Konzert völlig ab, singt mit, feiert. Die Band auf der Bühne grinst wie ein fünfköpfiges Honigkuchen-Pferd. Beim letzten Lied steht Olli auf der Bühne, genießt den Triumph und dabei ganz lässig eine Zigarette. München ist heute sehr gut zu Tomte. Tomte fühlen sich heute sehr gut. Wegen München, wegen der Menschen, weil man sich gegenseitig glücklich macht.

[…]
Mischer Hardy bringt neue Kultur in den Bus, er liest jeden Morgen seine Bild-Zeitung. Gute Gelegenheit das menschenverachtende Drecksblatt auch zu lesen, ohne dafür Geld auszugeben. Hardy ist auch der einzige, der es schafft von der Naddel-Biografie, die ich in der Bremer Stadtbibliothek entliehen habe, mehr als zwei Seiten am Stück zu lesen. Tatsächlich hat er alle Seiten geschafft, hat die deprimierende Geschichte von Naddel und ihr Leben unter der Fuchtel von Dieter Bohlen komplett durchgeackert. Wahnsinn.

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Samstag, 15. November 2008
Wien war auch 2003 schon ausverkauft

Dazu reiche ich unser Lieblings-Wien-Foto von Fotoinge in einem Wiener Ubahn-Tunnel auf dem Weg zur Arbeit im Dezember 2006.


S.24
Wien 02.07.03
[…]
Es geht in den legendären Fürstenhof. Drei Etagen mondänes Hotel von gestern mit einem Fahrstuhl von vorvorgestern. Die Nachtportiers dieses Familienhotels sind bekannt für ihren Durst und bislang hat noch jede Band ihre CD am Tresen abliefern müssen. Das finden die gut, die Portiers. Und die Bands.

Fährt man mit dem Aufzug ganz nach oben kommt man an die Tür eines mysteriösen Institut für
wissenschaftliche Schicksalsforschung. Max und ich sind höchst interessiert und wollen gerne erfahren, was sich hinter der Tür verbirgt, allein die Zeit dazu haben wir nicht.

Wir müssen zum Chelsea, der Club liegt einen kurzen Fußweg vom Hotel entfernt. Heute gibt es Brötchen und Buy-Out zu essen. Letzteres bedeutet im Rock’n’Roll-Latein, das in erster Linie aus Englischen Wörtern besteht, dass es kein Abendessen für die Band gibt. »Hier sind 12 Euro, kauf dir was an der Ecke!«

Ich entscheide mich abermals für eine ›Eitrige‹, also eine Käsekrainer, bei der nächstgelegenen, derbe asigen Würstchenbude. Kostet auch nur 3,20 Euro, der Genuss. Dabei ist der Aufpreis für das brötchenähnliche Beistück schon inbegriffen. Auffuttern, der Hunger treibt’s hinein, und dann schnell runterspülen mit einem der warmen Biere aus dem Club.

Mein Kumpel Jörg ist schon weit über vierzig Jahre alt und freut sich immer, wenn ihm ein gut temperiertes, anstelle eines stark gekühlten Bieres gereicht wird. Vielleicht sollte er in das Bandbegleiter-Business einsteigen, denn da gilt eine Regel: je wärmer der Tag, desto lauer das Bier. Ich glaube auf nunmehr über 40 Konzerten habe ich nie einen Abend erlebt, an dem das zur Verfügung stehende Bier die landesüblich empfohlene Trinktemperatur hatte.

Der eine obligatorische Kühlschrank mit der Glasscheibe, der in jedem Backstageraum der Nation (und Österreich natürlich) steht, hat für gewöhnlich nur ein Feature: er macht Lärm.
Das fünf Minuten vor Ankunft der Band hinein gestellte Bier schafft er jedenfalls nie herunterzukühlen. Kann er ja gar nicht schaffen in der kurzen Zeit. Sein unvermeidlicher Lärm passt dann aber wiederum exzellent in das Schöner-Wohnen-Ambiente. Nirgendwo sonst findet man solch ausgewählte Sperrmüll-Sofa-Kollektionen so perfekt ins Neonlicht gesetzt, wie in den Backstage-Räumen dieser Welt.

Auf der anderen Seite der Erde und der Biertemperaturskala, sind australische Verhältnisse nun aber auch wieder nicht erstrebenswert. Dort wird Bier grundsätzlich in einem Zustand kurz vor der Erfrierungsstarre serviert.

Tomte sind und bleiben eine Bier-Band, da sind solche Themen wichtig. In den nächsten Jahren, bis vielleicht alle über Vierzig sind, werden Tomte weiterhin das Bier so nehmen, wie es denn kommt, keine Angst werte Backstage-Beauftragte.
[…]
Ich halte es im T-Shirt-Stand-Exil nicht mehr aus und bin zufällig zur rechten Zeit für zehn Minuten im prallvollen Saal, dem ersten Segment. Das nächste Lied heißt »Endlich einmal« und wird mir persönlich gewidmet. Ich bin gerührt. Thees, der alte Elefant, der Typ, der nichts vergisst, erzählt zu dem Lied auf der Bühne eine kleine wahre Geschichte, die ich schon tief in meiner Erinnerung vergraben habe. Es geht um Hunde und einen Brief, den ich ihm schrieb. Der Brief endete mit ›Welt=doof‹.
[…]
Im Fürstenhof hat man uns zweimal an diesem frühen Morgen nach einer, wie immer kurzen, Nacht bescheinigt bekommen ›brav‹ zu sein. Das muss hier eine andere Bedeutung haben als gewohnt. Vielleicht reagiert Timo deshalb so ungewöhnlich.

Im morgendlichen Stau, der direkt vor dem Hotel am so genannten Neubaugürtel beginnt (das ist doch kein Name für eine Straße, liebes Wien!), bekommen wir Werbeäpfel durchs Autofenster gereicht. Mit voller Wucht schleudert Timo das Zeug wenige Meter weiter wieder aus der Karre. Brüllt irgendwas dazu. Kleiner Spaß am Morgen, oder das ungewohnte Alpenrepublikklima.
[…]

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heute Tv morgen in the heat: https://www.facebook.com/#!/photo.php?fbid=315441341848479&set=a.119195174806431.15784.100001478479885&type=1&theater
by hillu (15.03.12, 09:57)
Hemmoor homeward bound ist das
schön Uhl-Vidio: http://www.tape.tv/musikvideos/Thees-Uhlmann/Zum-Laichen-und-Sterben-ziehen-die-Lachse-den-Fluss-hinauf
by hillu (27.07.11, 13:01)
triff mich kirche muss es
doch eigentlich heissen, oder berlin? ich find gut, dass die...
by hillu (09.06.11, 13:37)
der brandon flowers des deutschen
mörderrocks. da scheint die sonne, da wird geschwitzt. das sieht...
by hillu (04.06.11, 21:42)
Uhlmann kündigt Man kündigt Wohnungen,
Mobilfunkverträge oder die Bahn Card 50. Das Letztere würde wohl...
by hillu (17.05.11, 15:38)
oh, heimlich entstanden neues uhl-blog
http://theesuhlmann.de/
by hillu (03.05.11, 11:47)

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