obacht tomte zweitausendundacht
Samstag, 22. November 2008
Hamburg Reprise

… – »Asozial? Asozial ist, mit dem Taxi ins Stadion zu fahren!«, versuche ich mich an einer etwas schiefen Replik und hole wie schon so oft direkt vor dem Auftritt das gewünschte Wasser, das die Stimmbänder beruhigt.
Das Hamburger Publikum ist anfänglich verhalten, ganz ungleich dem, das noch im Dezember im Knust vor Euphorie übergesprudelt ist. Spätestens mit der Überraschung des Abends, der ersten Zugabe, hat die Zähigkeit ein Ende. Die Hansenband steht in Original-Vollbesetzung auf der Bühne und feuert einen Song ab. Da freuen sich die Leute und klatschen die Hände über den Kopf bis an den hinterletzten Thekenplatz.
Gleich nach den Zugaben geht es rüber in das Kurhotel. DJ Home of the Lame, der unlängst in Bielefeld an drei Abenden hintereinander sein DJ-Gesellenstück abgeliefert hat, dreht die Platten zur After-Show-Party. Sein Motto lautet: »Ich spiele nichts, was jünger ist als 20 Jahre!« Die Mädchen tanzen trotzdem alle.
Nach einer kurzen Nacht entschließe ich mich früh aufzustehen, den Zug, der sich Metronom nennt, nach Bremen zu nehmen, um mit meinem Fußballteam um 11 Uhr auf dem Platz zu stehen. Gesagt, getan, nach zwei mal 35 Minuten einen Sieg eingefahren und gleich wieder zurück nach Hamburg. Ich kaufe zwei Sträuße rote Rosen für die Band, stelle sie in eine Vase. Ich möchte Danke sagen. Danke Band und Danke für die wunderschönen Tage mit euch auf Tour.

Tour finished. Jetzt ein Foto zur Szene aus zweierlei Gründen. Erstens als Selbstkasteiung und Ant.schuldigung, weil ich ohne Rücksprache Simon sein Kuschelbild vor paar Tagen hier veröffentlicht habe und zweitens weil es tatsächlich eine passende Abbildung ist, wenn auch vom Oktober diesen Jahres. Man sieht den Autor in Erwartung des Zuspiels von Cäptn fettes Huhn alias Fabsi vom Weserlabel. Morgen wäre auch wieder ein Spiel in der Ü32 aber wegen geschlossener Schneedecke fällt es aus.

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Freitag, 21. November 2008
www.austroschneeschildgendarmerie.at

Wegen diesen albernen Schild wird man hier bis über Staatsgrenzen hinweg verfolgt. Kuckt doch mal, da fällt palettenweise Ladung auf einen Mann, das warnt doch nicht vor Schnee.

Apropos Schnee. Heute der erste Schnee in Hamburg, also gleich mal zum Text:

S.199
Hamburg, 07. und 08.04.06

Morgens aufgewacht vom Glockengeläut der Kirche in der Ollis Mutter Konfirmation hatte - mitten auf der Großen Freiheit. Vorbei an lächerlichen Vampirsexfotos in den Vitrinen des Safari. Menschen sind zu dieser Zeit anscheinend keine unterwegs. Die ganzen Animierläden wirken unbeleuchtet und im Tageslicht denkbar unattraktiv. Vorbei an Uhlos ehemaliger Reeperbahnwohnung, die auch im Hansen-Film zu sehen ist. Ein Spaziergang runter zur Elbe für ein paar windige Momente, die den Kopf freiblasen.
Es herrscht typisch Hamburger Dreckswetter. Das dauert, bis wir im strömenden Regen eine Premiere-Sportsbar gefunden haben um Bundesliga zu schauen. Manche, die das offizielle Schild tragen haben einfach gar nicht auf. Andere zeigen Tottenham aus der englischen Liga, wieder andere, die gar kein Schild tragen, zeigen, vermutlich unlizensiert die Konferenz. Im »Reitclub« einer winzigen Kiezkneipe werden wir fündig.
In der Halbzeit erzählt Erik Langer von den zahlreichen Jobs, in denen er in Amerika gearbeitet hat. Am lautesten lachen wir über den Flughafenjob, bei dem Erik eines Abends im »Tower« saß, weil die Kollegen schon Feierabend machen wollten. Ganz alleine musste er noch ein angekündigtes Flugzug ›runterbringen‹. Hat er natürlich bravourös gelöst, die Aufgabe.
Auf meine Frage hin versuchen Erik und Dennis zu beschreiben, wie beide Bands, sowohl Kettcar als auch Tomte ihre Songs schreiben und die Texte dazu entstehen. Es fällt ihnen schwer den komplizierten Prozess, der immer wieder variiert zu erläutern. »Da sollte man ein Buch darüber schreiben, wie Bands so etwas machen. Da würde man bestimmt verzweifeln. Das ist eine Aufgabe, an der sich vielleicht mal jemand versuchen sollte.« Ich glaube jetzt haben sie mich gerade aufgezogen.
Hamburg bedeutet Anspannung. Der Backstage-Keller füllt sich mit jeder Menge Girls, Freunden, Verwandten, Eltern, Angehörigen und Bediensteten. Das erhöht den Druck auf die Musiker. Timos Spössling soll auf Mutters Wunsch etwas für Thees singen. »Ich sang die ganze zeit von dir«, so wie er es Zuhause so gerne tut. Abgeklärt antwortet Edgar: »Ich esse gerade«, und nimmt sich noch Chips, weil er nicht so recht möchte.
Gerne ist geknickt, weil er seine für morgen geplante Liverpool-Reise abhaken kann. Einmal im Leben an die Anfield Road, bevor der FC Liverpool im Sommer in das neues Stadion, nach New Anfield umzieht. Das war der von langer Hand vorbereitete Plan. Tickets sind gekauft, Flüge gebucht, alles ist perfekt arrangiert, wie es sich für einen guten Manager gehört. Bis Gerne die Nachricht erreicht, dass das Spiel wegen der Fernsehübertragung eine Stunde vorverlegt wird. Mit einem Handstreich ist alles hinfällig. »Das Ding kann ich knicken«, konstatiert ein sichtlich betrübter Gerne, »Über fünfhundert Miese habe ich dabei auch noch gemacht...«
Pale aus Aachen machen das Vorprogramm im letzten Tourabschnitt, weil Rogue Wave es leider nicht hinbekommen haben. Sänger Holger spackt reichlich ab auf der Bühne. Weil er sich schüttelt wie ein zuckerkranker Robbie Williams hat er schnell die Bezeichnung »Joe Cocker des Indie« weg. Und das alles auf Socken.
Während Thees sich vor dem Auftritt mit der Akustikgitarre warmsingt bittet er mich um ein großes Glas heißes Wasser »Oder ist das asozial, dich jetzt loszuschicken? … Teil 2 folgt morgen mit Spezialfoto.

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Donnerstag, 20. November 2008
Für RockRendezvous

und alle Menschen aus dem Emsland. Es kommen übrigens auch noch Püttlingen, Gröpelingen und ein weiterer Auftritt in Lingen am 2.10.2003 im Buch vor. Jetzt aber die Brückenstory:

S.208
Lingen, 01.06.06

Flughafen Hannover. Trotz einiger Verluste in Form von Brillenglas, EC-Karte, Bargeld und Eiweiß kehren unsere Leningrad Boys strahlend und verstrahlt aus St. Petersburg von ihrem Kurzausflug zurück. Wodkafahnen wehen voraus. Von wegen ›Wodka macht keine Fahne‹, diese Behauptung ist ein für allemal widerlegt. Allerdings riechen Wodkafahnen nicht abstoßend, nicht mal schlimm, eher klinisch steril.
Noch auf dem Flughafen fallen die Jungs in den Nightliner, der über Dreifachstockbetten verfügt, um den Schlaf nachzuholen, den die beiden weißen Nächte am Finnischen Meerbusen nicht zugelassen haben. »Russland hat zwei zu null gewonnen« resümiert Dennis trocken und froh darüber, dass er über Nacht von Rainer Ott eine alte Ersatzbrille besorgt bekommen hat.
»Du hättest die ganze Zeit nur geschrieen«, wendet sich Thees an mich. Alle bedauern (wie ich selbst), dass ich nicht mit dabei sein konnte. »Das wäre was für dich gewesen!«
Leider kam der Auftritt für das Goethe Institut sehr kurzfristig und nur deshalb zustande, weil Wir sind Helden, die eigentlich eingeladen waren, wegen Krankheit absagen mussten und Tomte als Ersatz vorgeschlagen haben. So findet der erste Tomte-Auftritt im nicht deutschsprachigen Ausland vor 150 deutschen Zuschauern statt, zuzüglich 150 russischer, neu gewonnener Freunde, die, wie sie es sonst im Eishockeystadion tun »Ihr seid Prachtkerle« skandieren.
In Kürze sind wir in Lingen, wo bereits ein Umschlag mit Tourpässen auf uns wartet. Das zentrale Motiv ist ein Flughafenfoto vom Zwischenstopp in Riga. Thees und Timo laufen über das Rollfeld und besteigen eine Propellermaschine. Es riecht nach Rock'n'Roll-Ikonografie der 60er-Jahre. Wahnsinn, was der Styra da schon wieder hingezaubert hat. Und dieses mal auch noch in Rekordzeit. Alle sind baff und begeistert. Das sind kleine Freuden unterwegs.
Die Wartezeit überbrücken wir mit einem Playstation-Buzzer-Spiel. Bis zu vier Personen haben einen speziellen Controller mit einem roten Alarmknopf in der Hand und müssen Fragen aus der Musikhistorie beantworten. Ich nehme den Snoop Dogg Charakter als Spielfigur, Thees einen Axl Rose mit Anarcho-T-Shirt, GHvC-Praktikant Philip wählt den Oasis-Darsteller. Es wird hart gekämpft, am Ende gewinnt Thees weil er bei der letzten Frage alles riskiert und auf das richtige Pferd setzt.
Als Vorband hat sich Thees Black Rust aus Ahlen eingeladen. »Die wollen’s richtig wissen«, stellt Olli fest, während wir beobachten, dass Black Rust mit Kontrabass und Blechinstrumenten angereist sind.

Das Bühnenentertainment ist wie immer nicht ganz einfach im Emsland. Es dauert seine Zeit bis der vielzitierte Funke auf das Publikum überspringt. In Anlehnung auf das anstehende, über die Stadtgrenze bekannte Abifestival ruft Thees die Abiturnoten auf der Bühne ab. Das ganze Spektrum wird zur Belustigung aller genannt. Von Einskommanochwas bis Dreikommasechs.
An Abenden, an denen die Begeisterung nicht bedingungslos ist, kann der Ansagensalat zu einer Gratwanderung werden. Muss aber nicht, depends on the singer. Stolz auf seine morgendlichen Schwimmsessions bei 17°C in Berlin witzelt Thees – wie immer bestens über das Lokale informiert, dass die Lingener ja zum Baden immer schönes warmes Wasser haben – dank Atomkraftwerk.
Im Bruchteil einer Sekunde merkend, dass sich wohl niemand ein AKW in seiner Nähe gewünscht hat: »Okay, wir können auch wieder Berlin-Witze machen. Berlin, die Hauptstadt der Verlierer...«

Jemand hat die für uns entscheidenden Verkehrsschilder abgeschraubt. Ich kenne die malerische Landstraße entlang der Ems. Hinterm AKW kommt erst die einspurige Metallbrücke, kurz danach eine Eisenbahnunterführung mit 3,20m Durchfahrtshöhe. Da passte der Wein-LKW, den ich früher vom Ruhrgebiet kommend nach Lingen gesteuert habe, gerade so durch. So ein Nightliner misst aber auch als Singledecker 3,95m in der Höhe, also muss Michael die rote Wurst wenden und einen Riesen-Umweg fahren. Hinweisschilder waren definitiv keine zu sehen. Navi-Geräte wissen auch nicht alles zuverlässig. Wir finden dennoch die Autobahn nach Süden und rumpeln in die Eifel. Ich habe in Echtzeit geträumt, dass der Bus einen Schlammlörer macht und umkippt. Das ist strange, im Unterbewusstsein zu wissen, dass man in einer Koje in einem Bus liegt und spürbar zu erleben, dass der sich sanft an einem schlammigen Hügel auf die Seite legt, weil der Fahrer unbedingt durch die Matsche sliden wollte. Ich wache bei stillstehendem Motor auf, ganz waagerecht, im Nebel. Es ist gar nichts passiert.

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by hillu (15.03.12, 09:57)
Hemmoor homeward bound ist das
schön Uhl-Vidio: http://www.tape.tv/musikvideos/Thees-Uhlmann/Zum-Laichen-und-Sterben-ziehen-die-Lachse-den-Fluss-hinauf
by hillu (27.07.11, 13:01)
triff mich kirche muss es
doch eigentlich heissen, oder berlin? ich find gut, dass die...
by hillu (09.06.11, 13:37)
der brandon flowers des deutschen
mörderrocks. da scheint die sonne, da wird geschwitzt. das sieht...
by hillu (04.06.11, 21:42)
Uhlmann kündigt Man kündigt Wohnungen,
Mobilfunkverträge oder die Bahn Card 50. Das Letztere würde wohl...
by hillu (17.05.11, 15:38)
oh, heimlich entstanden neues uhl-blog
http://theesuhlmann.de/
by hillu (03.05.11, 11:47)

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